Ergebnisse

Lean Construction Characteristics (CHARCs)

Zu Beginn der Studie wurde eine ausführliche Literaturstudie durchgeführt. Diese hatte zum Ziel Characteristika (CHARCs) zu identifizieren, die typischerweise mit Lean oder mit Lean Construction in Verbindung gebrachte werden. Die hierbei identifzierten CHARCs wurden im Zuge der explorativen Interviews weiter ergänzt und in 54 CHARCs zusammengefasst. Insgesamt wurden 29 individuelle Lean und Lean Construction Definitionen identifiziert.

Interviews

Die Interviews wurden von März bis Juni 2017 an acht Standorten  in Deutschland durchgeführt. Die 16 etwa 90-minütigen, halbstrukturierten Interviews wurden nach Gläser & Laudel (2010) vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet. Hierbei wurden Bauleiter, Manager, Berater und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Bausparten (wie z.B. Wohnungsbau, Spezialtiefbau, Hochbau, etc.) zu ihrem Arbeitsalltag bzw. ihren praktischen Erfahrungen mit Lean Construction auf deutschen Baustellen befragt.

Baustellenübergreifend konnten so z.B. die CHARCs Offsite Prefabrication und Outsourcing als typisch für den deutschen Bau identifiziert werden. Die CHARCs Cellular Manufacturing und Continuous Flow existieren grundsätzlich, werden jedoch in einer von der Literatur abweichenden Form praktiziert. Die Ergebnisse lassen Rückschlüssen auf CHARCs zu, die mit größerer Erfolgswahrscheinlichkeit von Stakeholdern eines Change Prozesses angenommen und umgesetzt werden können. Ein Vertreter dieser Gruppe ist z.B. Standardization & Standardized Processes. Ebenso scheint der grundsätzliche Wunsch nach der Implementierung einiger CHARCs, wie z.B. Flat Hierarchies, bereits zu existieren. Dass diese trotzdem nicht als handlungsaktiv gemessen wurden, deutet auf strukturelle (jedoch nicht unüberwindbare) Hemmnisse für eine umfassende Lean Transformation hin. Schlussendlich konnten CHARCs benannt werden, die explizit nicht praktiziert werden. Zu diesen zählt z.B. Error Culture.

Die Organisationsbereiche: Management, Employees, Suppliers und Sub-Contractors wurden voneinander getrennt gemessen und ausgewertet. So lassen sich detaillierte Aussagen über den Grad und die Art und Weise in der sich Lean Construction in diesen Bereichen manifestiert treffen.

German Lean Construction Maturity Model (GLCMM)

Aufbauend auf Nesensohn (2014) wurde ein auf die Bedürfnisse deutscher Baustellen angepasstes Reifegradmodell entwickelt. Das German Lean Construction Maturity Model (GLCMM) richtet sich vor allem an Praktiker auf den Baustellen. Es eignet sich zum Messen der Lean Construction Reife einer Baustelle. Das GLCMM integriert sowohl Soft-, als auch Hard-KPIs und ist flexibel genug, um sich der sich ständig ändernden Projektsituation von Baustellen anzupassen. Als solches eignet es sich neben dem kontinuierlichen Messen der Lean Construction Reife einer Baustelle auch als Roadmap für den Change Prozess und definiert den Nordstern (True North).

Veröffentlichung

Teile der Studie sind in [3] veröffentlicht.

Literatur

[1] Gläser, Jochen und Grit Laudel (2010), Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse, 4. ed., VS Verlag, Wiesbaden, Germany.
[2] Nesensohn, Claus (2014), An Innoative Framework for Assessing Lean Construction Maturity, PhD Thesis, Liverpool John Moores University, UK.
[3] Backhaus, Jan O. und Markus H. Dahm (2020): Einblick in den Stand der Implementierung von Lean Con­struc­tion Ansätzen in ausgewählten deutschen Bauunternehmen – Ergebnisse einer qualitativen Studie. In: Bauingenieur 02/2020, S. 64-72